Liebe auf den ersten Chip
Peter Steins Autoscooter ist stadtbekannt
Peter Stein hat seinen Autoscooter an Sascha Adler verkauft. Der Schausteller in vierter Generation baut mit seinen Helfern ein Kinderkarussell fĂŒr das FrĂŒhlingsfest auf, das heute auf dem Europaplatz startet.â© Ron/mat
Dietzenbach – MotorengerĂ€usche und lautes HĂ€mmern auf dem Europaplatz. Aufbauarbeiten. Mittendrin: Peter Stein. Sein Autoscooter darf nicht fehlen, wenn sich der Platz vor dem Rathaus vom heutigen Donnerstag, 12 Uhr, an bis Montag, 9. Mai, in einen Rummelplatz mit FahrgeschĂ€ften und Essbuden verwandelt. Von Ronny Paul
Denn obwohl Stein in Rödermark wohnt, hat er Dietzenbachs Entwicklung vom Dorf vom Wiesengrund bis hin zur Kreisstadt miterlebt: âIch kenne Dietzenbach aus dem Effeffâ, sagt der 70-jĂ€hrige Schausteller. Schon sein GroĂvater Peter Raab baute jedes Jahr sein Kinderkarussell zur Kerb auf dem Harmonieplatz auf. Auf ihn folgte Peter Steins Vater Georg. âIch komme seit mindestens 40 Jahren nach Dietzenbachâ, schĂ€tzt Peter Stein. Und jedes Mal, wenn die Eltern ihre FahrgeschĂ€fte entweder auf dem FrĂŒhlingsfest oder der Kerb aufgebaut hatten, besuchte der Bub fĂŒr ein paar Tage die Neue Schule (heute: Dietrich-Bonhoeffer-Schule) in Dietzenbach. âFĂŒr mich war das selbstverstĂ€ndlich, von Stadt zu Stadt zu reisen und dort in die Schule zu gehenâ, sagt er. Er habe immer schnell Freunde gefunden, weil seine MitschĂŒler wussten: âBei Schaustellerkindern bekommen wir Freifahrtenâ, sagt Stein und lacht.
Auch seine Frau Verena â die Steins feiern dieses Jahr goldene Hochzeit â hat er am Autoscooter kennengelernt. âSie stand mit ihrer Freundin bei mir an der Kasse und ist mir direkt aufgefallenâ, erinnert sich Stein. Er zögerte nicht und sprach sie an: âDer Funke ist sofort ĂŒbergesprungenâ â Liebe auf den ersten Fahrchip. Noch im selben Jahr haben die Steins geheiratet. âMeine Frau hatte ĂŒber die Jahre noch mehr Arbeit als ich â sie hat teilweise fĂŒr acht Menschen gekocht, gespĂŒlt und gewaschen.â
Peter Stein © ron/mat
Stein steht kurz vor der Rente, der Autoscooter, den er seit 1981 besitzt, ist bereits verkauft. âIrgendwann muss mit der Kerb auch mal Schluss seinâ, sagt Stein. Obwohl die Auf- und Abbauarbeiten im Laufe der Zeit leichter und weniger zeitintensiv geworden seien: FrĂŒher brauchte es mindestens vier Mann um den Autoscooter aufzubauen. Heute â der Hydraulik sei dank â sind maximal zwei Menschen vonnöten, erlĂ€utert Stein, der sich die kommenden zwei, drei Jahre weiter um die Organisation kĂŒmmern will. âIch will mich langsam zurĂŒckziehen, sagt er. Seine Kinder werden ihn nicht beerben. Seiner Frau und ihm sei es immer wichtig gewesen, dass die Kinder einen Beruf erlernen. Sohn Thomas ist Jurist, Tochter Kerstin Erzieherin. âIch habe geahnt, dass der Bruch kommt, aber wenn ich in die Zukunft schaue, tutâs mir nicht wehâ, sagt Stein.
Denn das SchaustellergeschĂ€ft sei hĂ€rter geworden. Stein zĂ€hlt auf: Es gibt weniger Besucher, das Geld sitzt nicht mehr so locker wie frĂŒher. Menschen haben andere Freizeitmöglichkeiten. Die Preise fĂŒr StandplĂ€tze und Nebenkosten steigen stetig. Und die Konkurrenz ist gröĂer.
Quelle: Offenbach Post (online) 05.05.16