Verbrennung der „Kerbbobb“ Foto: Towae
Eine alte Tradition steckt mangels Resonanz in der Krise / Neue Gesichter gesucht
Von Tanja Duda
Dietzenbach * Weniger Besucher und Feierlustige haben sich in diesem jahr auf der Kerb in der Altstadt vergnügt. Die Tradition der Kirchweih scheint trotz der Gründung eines Kerbvereins vor zweieinhalb Jahren wieder an Boden zu verlieren. Vor allem an jungen Männern, den so genannten Kerbborschen, fehlt es. „Es hätte gerne besser laufen können“, zieht der erfahrene Kerbbursche Gerolf Baum Bilanz.
Am Dienstagabend ist die Kerbpuppe namens „Schäborsch der Rischerutscher“ feierlich vor der „Linde“ verbrannt worden. Die Teilnehmer hielten Reden, sangen und verabschiedeten sich gemeinsam von der 257. Kerb. Doch diesmal war vieles anders. Angefangen bei der Anerkeimung, die der Kerbverein für seinen jährlichen Aufwand und seine Investitionen vermisse. Traditionen, die viele Bürger nicht mehr kennen, wie Kerbvater und Vorsitzender des Kerbvereins, Peter Maul, glaubt. Doch nicht nur deswegen habe er bei seiner Trauerrede „nichts mehr schönreden wollen“. Seine ehrliche Botschaft: „Es ist eine Schand‘.“
Enttäuschung und Ärger stehen dem Vorsitzenden ins Gesicht geschrieben. Denn das geringe Interesse macht sich auch im 40 Mitglieder starken Verein selbst bemerkbar. Zuletzt waren keine Beitritte zu verzeichnen. Obwohl es schon seit langem heißt, dass die Kerbburschen
Nachwuchs suchen, fehlt dieser immer noch. Ein Teufelskreis: Ohne neue Gesichter keine Kerbburschen, ohne Kerbburschen keine Traditionsp?ege.
Enttäuscht sind Maul und Baum auch von der Resonanz auf den Kerbkuchenverkauf. Nicht alles Gebäck konnte Sonntagfrüh an den Mann oder die Frau gebracht werden. So kamen am Ende auch das Behindertenwohnheim und der ärztliche Notdienst in den Genuss des Kuchens. lmmerhin konnte der Verein der Dietzenbacher Tafel eine Spende in der Höhe von 354 Euro übergeben. „Ich möchte mich bei allen Sponsoren bedanken“. sagt Peter Maul.
Verunsicherung herrscht auch hinsichtlich der Vereinsherberge: Denn die Zukunft des Wirtshauses „Zur Linde“ steht in den Sternen. Wie berichtet, sucht die Stadt nach wie vor einen neuen Pächter, der das Traditionslokal möglichst zum 1. Januar 2012 übernimmt. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. „Der Kampf geht weiter“, sagt Maul. „Und die nächste Kerb wird definitiv gefeiert“, fügt der Vorsitzende hinzu.
Quelle: Offenbach Post 02.11.2011