„Kerbborsche“ dringend gesucht (13.07.2011)


„Kerbborsche“ dringend gesucht

Dietzenbach  – Mit angegrautem Haar und etwas fĂŒllig um die Taille wirkten die MĂ€nner in ihrer Uniform aus schwarzer Hose, weißem Hemd, Strohhut und roter SchĂ€rpe zwar nicht mehr so ganz borschehaft. Von Christoph Zöllner
OpOnline13072011
© Towae
Wer folgt ihnen nach? Beim Weckruf sausen die jungen „Borsche“ durch die Straßen, brĂŒllen ihre Kommandos, singen ihre Lieder und drĂŒcken auf die Hausklingeln, um den „Kerbkouche“ zu verkaufen.
Doch die zwei Dutzend Kerbburschen der JahrgÀnge 1977 bis 1982 um Reiner Wagner, Rainer Rill und Peter Maul hatten sich zum 250. Kirchweihfest zusammengefunden, die alte Dietzenbacher Tradition des Weckrufes nach 22 Jahren wieder aufleben zu lassen.
Sieben Jahre ist das inzwischen schon her. Und seitdem hat sich viel getan in Sachen Kerbfeierlichkeiten. Jahr fĂŒr Jahr hatten sich junge MĂ€nner gefunden, um im Oktober das StĂ€dtchen auf ihre Weise zu erobern. 2009 wurde in Absprache mit dem damaligen BĂŒrgermeister Stephan Gieseler sogar ein Kerbverein aus der Taufe gehoben, um die obersten Gebote von Tradition, Ehre und Gemeinschaft aufrechterhalten zu können. Doch in diesem Jahr lĂ€sst der Zuspruch der „Kerbborsche“ zu wĂŒnschen ĂŒbrig. Daher bitten der Verein und die Stadt Dietzenbach um Mithilfe: Gesucht werden junge MĂ€nner ab 17 Jahren, die sich der ĂŒber viele Jahrzehnte gewachsenen Rituale vom Basteln der „Kerbbobb“ bis zu deren Verbrennung widmen wollen.
Wie der Vorsitzende des Kerbvereins, Peter Maul, mitteilt, hat die Zahl der Kerbburschen in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen. „Man muss nicht immer alles erneuern, schöne alte Traditionen sollte man, auch bei der gewachsenen GrĂ¶ĂŸe Dietzenbachs, so gut es geht aufrecht erhalten“, meint Maul, der auf die Hilfe von BĂŒrgermeister JĂŒrgen Rogg bauen kann.
Weitere Informationen unter Tel.: 06074 / 3 70 91 40 oder E-Mail (1.vorsitzender@ kerbborsche-dietzenbach.de). Wer sich ĂŒber die AktivitĂ€ten und die Historie der Dietzenbacher Kerb ausfĂŒhrlicher informieren möchte, wird im Internet fĂŒndig.
Der Kerbverein zĂ€hlt nach Angaben von Maul zwar bereits 57 engagierte Mitglieder, „die selbstverstĂ€ndlich die DietzebĂ€cher Kerb auch weiter zelebrieren“. Doch dazu gehören auch alljĂ€hrlich neue Kerbborsche. Mit dem Nachwuchs aus den Reihen der Mitglieder will es allerdings nicht so recht klappen, da es zwischen 1982 und 2004 keine Kerbburschen gab. „Schaut man in unsere Nachbarorte, wo diese Tradition ĂŒber die Jahre hinweg gepflegt wurde, so sah man beispielsweise bei der letzten Kerb in Dreieichenhain 30 Kerbborsche, und der Trupp fĂŒrs kommende Jahr steht schon so gut wie fest“, blickt der Vorsitzende ein wenig neidisch nach Dreieich.
Nun heißt es also wieder: „Zeit werd’s fĂŒr neue Borsche!“ Daher fordern Maul und Rogg die Dietzenbacher Bevölkerung dazu auf, das Thema im Bekanntenkreis anzusprechen, denn der Vorstand des Kerbvereins hat fĂŒr die diesjĂ€hrige Kerb Großes vor. So soll unter anderem – nach dem Erfolg im vergangenen Jahr – am Samstag, 29. Oktober, wieder ein Kerbtanz stattfinden. Karten fĂŒr die Veranstaltung sind ab sofort beim Vorstand erhĂ€ltlich.

 

Quelle: Offenbach Post Online 13.07.2011