Noch namenlos auf blauem Stuhl (19.10.2015)

Kerbborschen haben ihre Bobb fertig gebaut

Dietzenbach –  In elf Tagen ist es soweit. Dann wird in der Altstadt das 261. Kirchweihfest – die Kerb – gefeiert. Die Kerbbobb sitzt in diesem Jahr auf einem blauen Stuhl. Von Carolin Henneberg

op-online-20151019Fertig! Die diesjährigen Kerbborschen haben am Wochenende die Kerbbobb hergerichtet. Der Name wird der Bobb bei der Kerbansprache am Freitagabend, 30. Oktober, verliehen. © ch

Auf der Homepage des Dietzenbacher Kerbvereins läuft schon ein Countdown, der die verbleibende Zeit bis zum Beginn der 261. Kirchweih runterzählt. Und auch die diesjährigen Kerbborschen können es kaum noch erwarten. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und so treffen sich die zehn Jungs regelmäßig mittwochs in ihrer Kerbzentrale Theater Schöne Aussichten (Thesa) bei ihrem „Kerbvadder“ Reiner Wagner direkt am Platz des Geschehens. Hier wird geplant, organisiert und gesungen.
Am Samstag stand aber erst einmal der traditionelle Bau der Kerbbobb auf dem Plan. Eine Menge Stroh, „Panzertape“ und Draht ist verbaut worden, der Namen bleibt allerdings bis zur Kerbansprache am Freitag, 30. Oktober, geheim. „Inspiriert worden ist der Bau der Bobb durch alles, was wir im Verlauf des Jahres so zusammen erlebt haben“, erzählt Tobias Jungermann, der zum zweiten Mal Teil der Kerbborschen-Gemeinschaft ist. Wer sich für die Geschichte hinter der Puppe interessiert, sollte die Eröffnungsrede auf keinen Fall verpassen. Das Besondere am Kerbborschensein sei eben diese Gemeinschaft, diese Kameradschaft untereinander, so Matthias Schmidt. Auch er ist zum zweiten Mal dabei. „Leider wird alles, was irgendwie mit Heimatverbundenheit zu tun hat, stetig weniger“, sagt der Dietzenbacher weiter.
Tradition und alte Werte sind auch Elke Schott sehr wichtig. So wie ihre blaue Bank für die Wertschätzung und die Gemeinschaft steht (wir berichteten), tut es jetzt auch die kleinere Version davon, nämlich der blaue Stuhl, auf dem die Kerbbobb in diesem Jahr Platz nimmt. „Ich wurde von den Kerbborschen eingeladen und es ist natürlich eine tolle Sache, dass ich als Frau hier dabei sein darf“, sagt Schott. Traditionell gesehen sind die Kerbborschen nämlich eine rein männliche Gemeinschaft, bestehend aus Junggesellen. Außerdem besagt der Brauch, dass man(n) für zwei Jahre dabei sein kann. „Wir sind eine gemischte Gruppe. Einige sind im zweiten Jahr dabei, einige aber auch ganz neu“, so Jungermann.
Der Startschuss für die Kirchweih fällt also am Freitag, 30. Oktober. Am Nachmittag wird der traditionelle Kerbbaum vor dem Feuerwehrmuseum an der Rathenaustraße aufgestellt und am Abend – gegen 20 Uhr – wird die Eröffnungsrede der Kerb vor dem Thesa gehalten. Auf der Fläche zwischen Harmonieplatz und Landwehrstraße warten dann wieder AutoScooter, Riesenrad, Schiffschaukel und Kinderkarussell auf die Besucher. Außerdem wollen ein Crèpes-Stand und zwei Imbisse, zwei Schieß- und eine Losbude, ein Weinstand, Büchsen- und Pfeilwerfen, Angelei, Fadenziehen und Glücksautomaten sowie ein Mandel/Süßwarenstand für Abwechslung sorgen.
Los geht’s täglich um 14, am Sonntag schon um 13 Uhr. Dienstag (3. November) ist Familientag mit reduzierten Fahrpreisen. Am Dienstagabend ist der Trubel dann auch schon wieder vorbei und die Kerb endet mit der Verbrennung der Kerbbobb.
Demnächst werden die Borschen allerdings noch – samt ihrem Gefolge – durch die Stadt ziehen und wie jedes Jahr Spenden sammeln, um die Unkosten für die Kerbvorbereitungen zu stemmen. Wer sich gerne an dieser alten Tradition beteiligen möchte, kann sich auch direkt an „Kerbparre“ David Bohlmann wenden: 0177/3855893.

Quelle: op-online.de 19.10.15 – 03:00