âKerbburschen trinken keinen Kaffeeâ
Selleriekranz und âHannebambelâ hĂ€ngen am aufgestellten Nadelbaum vor der âLicher Pilsstubeâ
Dietzenbach (ing) * Gespannt warten rund 20 Leute in der âLicher Pilsstubeâ, dass der Kerbbaum eintrifft. âDer wird frisch geschlagenâ, erklĂ€rt Kerbbursche Rainer Wagner. Die Wartezeit wird schon mal mit einem Bier ĂŒberbrĂŒckt. Der Kerbkranz aus Sellerie – geschmĂŒckt mit bunten BĂ€ndern – liegt schon parat. GĂŒnther Keim, Onkel von Pilsstuben-Wirtin Marion Ravensberger, hat den Sellerie dafĂŒr extra angebaut. Bianca Rettich hat ihn schlieĂlich zu einem Kranz gebunden. Der âHannebambelâ (Kerbpuppe) ist in einem Aufbewahrungsraum der GaststĂ€tte eingeschlossen. âNet, dass den uns jetzt noch einer klaut“, meint Rainer Rill. Denn dann mĂŒssten sie ihn auslösen. âHey, Kerbburschen trinken jetzt keinen Kaffee mehrâ, rĂŒgt Wagner, als sich einer gerade einen bestellen will. Doch in diesem Jahr geht es dann doch nicht gar so streng zu wie in den Jahren 1977 bis 1982. Die damaligen Kerbburschen sind dieses Jahr wieder in ihre alte Rolle geschlĂŒpft. âFĂŒr kommendes Jahr haben wir wieder neue MĂ€nner“, verspricht Rill. Wer es ist, wird sich aber erst am Dienstag herausstellen. âDer Baum kommtâ, wird der Ruf laut. Schon drĂ€ngt die Menschenmenge nach drauĂen; das will keiner verpassen. Auch BĂŒrgermeister Stephan Gieseler hat sich eingefunden. Der Transporter, auf dem der frisch gefĂ€llte Baum festgezurrt liegt, wird auf den Hof gewunken. Nach einigem Rangieren wird der Nadelbaum in Stellung gebracht. Auf der StraĂe und dem BĂŒrgersteig finden sich immer mehr Menschen ein. Da kommt die Kerbpuppe. Die Kerbburschen grinsen ĂŒbers ganze Gesicht, als sie die Mienen der Schaulustigen sehen. Kein Wunder â sieht der âHannebambelâ dem SĂ€nger Daniel KĂŒblböck verdammt Ă€hnlich. Doch zuerst muss der Kerbkranz befestigt werden. Mit einem âHauruck“ wird der Baum – gestĂŒtzt von Stangen – mit zwei Seilen in die Höhe gezogen, bis er steht. âEs ist geschafftâ, rufen die Burschen, und die Menge jubelt. Darauf wird erst mal angestoĂen. Die Kerbtracht mit weiĂen Hemd, schwarzer Hose, weiĂen Socken, schwarzen Schuhen, roter SchĂ€rpe und einem Strohhut werden die MĂ€nner anziehen, wenn die Reden gehalten werden. Dann geht die Kerb erst richtig los.
Quelle: leider unbekannt