264. Kerb lockt kleine und große Besucher in die Altstadt
Bobb und Bürger über den Dächern
DIETZENBACH ■ Vom Baumstellen über Zeltparty am Feuerwehrmuseum bis zum Weckruf: Neben Fahrgeschäften und Buden bietet die 264. Kerb in der Altstadt Unterhaltung für Jung und Alt.
Von Sascha Dreger
Vergnügtes Kinderlachen schallt über den Harmonieplatz, das große Karussell zieht die kleinen Kerbbesucher magisch an. Charly genießt eine Runde mit dem Bus, für die nächste Fahrt geht es in das Feuerwehrauto und danach ist ein Flug mit dem Ufo dran. Der Spaß des Dreijährigen ist an seinem breiten Lächeln deutlich zu sehen. Beim Fädenziehen hat er sich bereits eine kleine Gitarre als Gewinn ausgesucht, berichtet Charlys Oma Birgit Göckes. „Mit dem Riesenrad sind wir auch schon gefahren, auf das Karussell hat er sich aber am meisten gefreut.“ Wenige Meter entfernt wehen bunte Bänder am Kranz aus Selleriekraut, der weit oben am zwölf Meter hohen Kerbbaum hängt. Gleich darunter thront „Ali Babba, der Bierkönig“, wie die Kerbborsche ihre Bobb in diesem Jahr getauft haben, und lässt den Blick über die 264. Kirchweih schweifen. Lange kann er seinen Platz in luftiger Höhe aber nicht verteidigen, er wird bereits in der ersten Nacht entführt und wartet fortan weithin sichtbar auf dem Turm des Feuerwehrmuseums auf seine Auslösung. „Dass die Bobb entführt wird, ist eben Tradition, das muss so sein“, sagt Daniel Schmedemann, der in diesem Jahr das Amt eines Kerbparre bekleidet.
Sieben Kerbborsche und ihr Gefolge aus Bär und Zischeunerin stehen am Abend zur traditionellen Eröffnungsrede vor der Kerbzentrale bereit. In diesem Jahr ist das wieder die Gaststätte Harmonie. Deren Wirte Anastasia und Niko werden auch gleich zu „Kerbmodder“ und „Kerbvadder“ ernannt. Mit Julian Weiterer und Dennis Nalbach werden außerdem erstmals ein offizieller Baumfäller sowie ein Baumsteller mit Schärpe und Hut geehrt. Zum Ehrenkerbborsch wird zudem Thilo Dohm ernannt, der seit Anfang der 80er Jahre die Kerbborsche beim sonntäglichen Weckruf mit Frühstück versorgt. „Zu Trinken gibt es woanders genug, deshalb bekommen die Borsche bei mir immer was zu Essen“, sagt der gebürtige Dietzenbacher. „Ich war nie selbst Kerbborsch, aber die Tradition finde ich schon immer toll und unterstütze das sehr gerne.“
Mit einem hessischen Abend geht es im gut besuchten Feuerwehrzelt am Museum in der Rathenaustraße am Abend gemütlich zu, während die Band „P.R.S.“ den Gästen beim „Rocking Friday“ im Theater Schöne Aussichten einheizt. Die Kerbborsche hingegen führt der Weg direkt zum Schießstand, wo zielsicher die Rosen zum Schmücken der Strohhüte geschossen werden.
Während die einen Kerbbesucher Höhenflüge auf der Schiffschaukel probieren oder vom Riesenrad aus den Ausblick über die Dächer der Altstadt genießen, versuchen andere ihr Glück beim Dosenwerfen, Fischeangeln oder Ballonschießen. „Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt der sechsjährige Dominic, der vier Ballons mit den Pfeilen zum Platzen gebracht hat. Für drei Punkte sucht er sich ein Flugzeug aus, für den vierten Punkt nimmt er noch einen Flummi dazu und schenkt ihn seiner ein Jahr jüngeren Schwester Alexandra. Vorbei am Duft heißer Maronen und frisch gebrannter Mandeln geht es weiter zum Fischeangeln, wo Alexandra weitere Spielsachen für die beiden erspielt. „Das Riesenrad finde ich aber am besten“, verrät die Fünfjährige.
Während die Kerbborsche ihre Kneiptour durch die Altstadt beginnen, sorgt DJ Youngerman am Abend beim Oktoberfest im Theater für musikalische Abwechslung. Zum wahren Party-Hotspot entwickelt sich der Discoabend im Feuerwehrzelt, wo DJ Max die Stimmung der feierwilligen Kerbbesucher bis in die Nacht hinein immer weiter ansteigen lässt.
Mit dem sonntäglichen Weckruf durch die Stadt wird den Dietzenbachern gegen eine Spende auch wieder lauthals der typische „Kerbkuche“ angeboten, bevor es wieder Richtung Kerbplatz geht.
Am heutigen Montagabend bittet Tom Jet um 20 Uhr zum „Kerb-Rudel-Sing-Sang“ ins Theater Schöne Aussichten. Halbe Fahrpreise gibt’s am morgigen Dienstag auf der Kerb zwischen Landwehrstraße und Harmonieplatz, bevor sie ab 19 Uhr traditionell mit Grabrede und Verbrennung ihr Ende findet.
Quelle: Offenbach Post (online) 29.10.2018