Wenn die bunten Fahnen wehen… (02.11.2009)

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Heute und morgen geht es beim Kerbrummel in der Altstadt nochmal rund. Gestern frĂŒh verkauften die Kerbborschen körbeweise Kuchen (rechts). Und am Samstagmorgen zog Esmeralda mit ihren sieben hungrigen Kindern und einem BĂ€ren durch die GeschĂ€fte, um FrĂŒhstĂŒck einzuholen. Fotos: sar, sef, kat

 

Wenn die bunten Fahnen wehen…

Mit den Kerbborschen unterwegs in den Altstadt-Gassen

Von Katharina Hempel

Dietzenbach * „Lumpen, Altmetall, Kerbkuchen!“ Ungewöhnliche Parolen wie diese waren gestern frĂŒh in der Altstadt beim Weckruf der Kerbborschen zu hören. Körbeweise Riwwel-, Äppel- und KĂ€skuche verkauften die Jungs, die von Mitgliedern des Kerbvereins verstĂ€rkt wurden, an den HaustĂŒren. Der Tross zog mit Traktor und geschmĂŒcktem AnhĂ€nger, auf dem zwei Musiker Gitarre und Ziehharmonika spielten, durch die Gassen. Und dann war da noch eine andere Tradition, die am Samstag frĂŒh neu belebt wurde: Es ging um Esmeralda, einen BĂ€ren und ihre sieben Kinder. Neun Kerbborschen trafen sich am Kreisel, um mit Aspirin und Äppler bewaffnet ihren Zug anzutreten. Sieben der Knaben trugen ihr typisches, an venezianische Gondolieri erinnernde Outfit aus schwarzer Hose, weißem Hemd, roter SchĂ€rpe und Strohhut. Etwas extravaganter ging es bei Phillip Stephan Woyke und Marvin Lux zu: Letzterer war als BĂ€r verkleidet, und Woyke nannte sich Zigeunerin Esmeralda, trug PerĂŒcke, Schultertuch und einen weiten Rock. Die Delegation zog von GeschĂ€ft zu GeschĂ€ft, um ihr KerbfrĂŒhstĂŒck einzuholen, oder besser gesagt: Die arme Esmeralda bettelte um Essen fĂŒr ihre sieben hungrigen Kinder. Wer nichts Essbares parat hatte, der konnte ihr einen Teppich abkaufen. Damit ließen die Neun ein Brauchtum wieder auferstehen, das vor 23 Jahren mit den letzten Kerbborschen in der Versenkung verschwunden war. Auch damals schon machten Esmeralda und Co. die Straßen unsicher. Und wenn man sie fortschickte, ohne ihnen etwas zu essen zu geben, dann ließen sie ihren BĂ€ren los. Erste Station waren der BĂ€cker Krapp und die Metzgerei Mörtel in der Bahnhofstraße. Mit Brötchen und Wurst im GepĂ€ck ging es zum Schreibwarenladen MĂŒller und Foto Raab. Auch im Rewe-Markt und bei der Metzgerei Zanger wurde Halt gemacht und das FrĂŒhstĂŒcksangebot erweitert, zum Dank gaben die Kerbborschen ein mehrstimmiges StĂ€ndchen zum Besten. Doch nicht ĂŒberall wurde die bunte Truppe so freundlich empfangen. Selbst der losgelassene BĂ€r konnte dann nicht mehr helfen. Aber dies lag bestimmt nur daran, dass man in diesen LĂ€dchen noch nicht so vertraut mit der wieder eingefĂŒhrten Tradition war. Der Stimmung der Kerbborschen konnte dies jedoch wenig anhaben, und so zogen sie mit wehender Fahne, pardon: wehenden Fahnen weiter. Die trugen sie an den dazugehörigen Stangen, hoch ĂŒber den Köpfen schwebend.

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Quelle: Offenbach Post 02.11.2009