Unsere Stadt (02.11.1978)

Quelle: Stadtpost Dietzenbach (2.11.1978)

 

UNSERE STADT

Der Kerbborsch (und gleich noch ein zweiter bei den Senioren) ist in Flammen aufgegangen. Die Kerb 78 ist tot. Es lebe die Kerb 79.

Die diesjĂ€hrige war – endlich wieder – recht lebendig. Den Versuch, alte und schon halb vergessene BrĂ€uche wieder zu erwecken, kann man wohl als einigermaßen gelungen bezeichnen. Als die Spielmannsjugend der SG durch Dietzenbachs Straßen am Sonntagmorgen die Kerbborschen vom Ildt-Club mit Musik begleitete, da kam nach langer Zeit wieder einmal so etwas wie Spaß an der Freude der Gemeinschaft auf, ein „Wir-GefĂŒhl“, das uns sonst nicht gerade im Übermaß beschert wird. Aus den HĂ€usern kamen die Leute und tanzten auf der Straße und der Schwung bordete bis in die GaststĂ€tten, wo man so dicht auf dicht beieinander saß wie nur selten.
Und es waren so versichern die, die dabei waren, durchaus nicht nur „alte“ Dietzenbacher‚ wobei dieses „alt“ sich ebenso auf die Herkunft als aufs Alter beziehen mag, denn es hat sich gezeigt, daß gerade die Jugend mit Begeisterung dabei war.
Auch in den Neubaugebieten spielten die Einwohner mit. Es zeigte sich, daß der Wunsch nach der GemĂŒtlichkeit „wie anno dazumal“ „Eingeborenen“ und „Zugezogenen“ gleichermaßen zu eigen ist. Die einen trĂ€umen von ihrem „friedlichen“ Dorf zwischen Wiesen und WĂ€ldern, die anderen sind zumeist der Großstadt entlaufen, weil auch sie von einem Ort trĂ€umen, der Heimat werden könnte. Das friedliche Dorf kommt niemals wieder, aber — das ahnen wohl Junge und Alte, AltbĂŒrger und „Eingeplackte“ – auch die Stadt könnte Heimstatt fĂŒr alle sein, wenn man sich ab und zu mehr Zeit fĂŒr friedlichen und fröhlichen Zeitvertreib, fĂŒr GemĂŒtlichkeit und Geselligkeit nĂ€hme, fĂŒr die liebenswĂŒrdige (nicht verbissene) PïŹ‚ege alter BrĂ€uche, fĂŒr den Gang durch unsere wunderschönen WĂ€lder, fĂŒr den Plausch am Gartenzaun oder in der „kleinen Kneipe“ an der Ecke. ‘

In diesem Sinne: auf zur Kerb 79! lad