Drama um die Bobb (1.11.2016)

Randnotiz

Dramatische Dinge haben sich in der Nacht von Freitag auf Samstag ereignet. Auf geheimnisvolle Weise wurde die Kerbbobb von ihrem Hochsitz auf dem Kerbbaum am Harmonieplatz gestohlen. Jedenfalls erweckte es den Anschein. TatsĂ€chlich handelte es sich nicht um den ĂŒblichen Kerbbobb-Klau, sondem um eine Rettungsaktion der Dietzenbacher Polizei. Die Bobb habe sich „in einer Ă€ußerst misslichen Lage“ befunden, „war mittels Kabelbindern an einen Stuhl gefesselt, der wiederum an den Kerbbaum geschraubt war“, teilten die OrdnungshĂŒter mit. Die Streife vor Ort traf die einzig richtige Entscheidung und rettete die angeblich stark unterkĂŒhlte und dazu noch alkoholisierte Bobb. Die Beamten verfrachteten die hilflose Puppe in die sicheren RĂ€ume der Polizeistation, wo sie sich aufwĂ€rmen konnte. Es gehe ihr den UmstĂ€nden entsprechend gut, teilten die Polizisten mit. Sofort eingeleitete Ermittlungen ergaben außerdem, dass die Kerbbobb auf den Namen „Rudi der Radische“ hört und bereits im Laufe des Donnerstags, 28. November, an den Baum gefesselt worden war. Die Erziehungsberechtigten der Bobb, die Kerbborsche, haben ihren Rudi inzwischen gegen ausreichend Kreppel bei der Dienststelle ausgelöst. Egal ob geklaut oder gerettet — so verlangt es nun einmal die Tradition. Ein Dankeschön den Polizisten, die der Situation angemessen reagiert haben. Doch auch ihr wackeres Eingreifen kann die Bobb nicht vor dem schlimmen Schicksal retten, das diese heute Abend ereilen wird. Dann nĂ€mlich, so schreibt es die Tradition abermals vor, geht Rudi gemeinsam mit der Kerb in Flammen auf. Die Borsche sprechen eine Grabrede, legen ihre HĂŒte nieder und betrauern das Ende der diesjĂ€hrigen Kerb. Was fĂŒr ein Drama!

CAROLIN HENNEBERG

Quelle: Offenbach Post: 1.11.2016