„Wem ist die Kerb? Unser!“ – Die Mädscher und Borsche eröffnen das 268. Kirchweihfest in Dietzenbach

Dietzenbach – Nach zwei mageren, pandemiebestimmten Jahren ohne richtige Kerb, konnten die Kerbborsche und -mädscher die 268. traditionelle Kirchweih am vergangenen Freitag eröffnen. Dabei ging es zunächst ans Kerbbaumaufstellen. Die Mädels und Jungs schulterten die ungefähr zwölf Meter hohe Fichte und trugen sie mit Unterstützung von Bürgermeister Dieter Lang und Erstem Stadtrat René Bacher vom Feuerwehrmuseum zum Harmonieplatz. Mit vereinten Kräften stellten sie den Baum auf. Forstwirt Julian Weiterer und Gartenbauer Dennis Nalbach kamen ihnen zur Hilfe und sorgten dafür, dass der Kerbbaum fest im Boden verankert ist.

Nach getaner Arbeit konnte dann der offizielle Teil beginnen. Alle freuten sich auf die Ansprache durch Kerbparre Tim Gattinger. „Wem ist die Kerb? Unser!“ schallte es am Freitagabend des Öfteren über den Harmonieplatz. Schließlich segnete der Parre das Kirchweihfest und mit dem Singen des Dietzenbacher Kerblieds, „Es welken alle Blätter“, war der offizielle Teil beendet und die Feierlichkeiten konnten beginnen.

Doch während sich die Kerbborsche und -mädscher noch über den gelungenen Auftakt freuten, ergriffen dunkle Gestalten die Gelegenheit, besorgten sich eine Leiter und stahlen die Kerbbobb „Wilde Hilde“. „Das gehört zur Tradition“, erzählt Kerbvereinsmitglied Tobias Jungermann. „Oft finden sich die Diebe sogar in den Reihen der ehemaligen Kerbborsche.“


Noch während sich die Kerbmädchen und -jungs Gedanken über den Verbleib ihrer Puppe machten, lockte das milde Wetter viele Besucher auf das Kirchweihfest, das sich dieses Jahr wieder von der Schäfergasse bis zur Dietrich Bonhoeffer Schule erstreckt. Begleitet vom Duft gebrannter Mandeln und frisch gegrillter Bratwurst schlenderten sie die Straßen entlang. Der junge Ismail und seine jüngere Schwester Pari etwa ließen sich die Zuckerwatte schmecken. Und während einige ihr Können mit dem Luftgewehr an der Schießbude präsentierten, griffen andere lieber zu den Wurfpfeilen und versuchten, die bunten Luftballons zu treffen. Kondition und Geschicklichkeit brauchte man an der Schiffschaukel, wie der junge Samuel, der mit seinem Vater viel Spaß beim Umherschwingen hatte. Mit einem hessischen Abend lud die Freiwillige Feuerwehr zur Zeltkerb am Feuerwehrmuseum ein. Livemusik satt gab es im „Theater Schöne Aussichten.“ Nach zwei Jahren Abstinenz heizten die „Original Palmdudler“ dem Publikum im komplett gefüllten Saal mit Liedern wie „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ richtig ein.
Am Samstag, dem zweiten Kerbtag, waren die Kerbmädscher und -borsche besonders gefordert, denn es stand die traditionelle Kneipentour auf dem Plan. Doch auch wer am Abend groß gefeiert hatte, musste am gestrigen Sonntag wieder früh raus. Bereits um 9 Uhr trafen sie sich zum Weckruf. Die Kerbgesellschaft zog durch die Gassen der Altstadt und verkaufte den „Riwwelkuche“. Ab 12 Uhr gab es den Kuchen diesmal auch vor dem Geschäft von Blumenbinder Brokmeier. Dort konnte man die „Kerbkränze für dehaam“ erstehen. Am heutigen Montag um 10.30 Uhr finden sich Musikbegeisterte zum Sänger-Frühschoppen im Alt-Dietzenbach (Marktstraße 21) ein. Am morgigen Dienstag ist wie immer Familientag. Ab 19 Uhr findet die Kerbverbrennung auf dem Harmonieplatz statt.
(Von Burghard Wittekopf, Quelle: Offenbach-Post, 31.10.2022)

Mit dem Segen des Kerbparre Tim Gattinger sind die besten Voraussetzungen geschaffen, damit sich die Besucher endlich, wie Samuel und sein Vater auf der Schiffsschaukel, am Kirchweihfest erfreuen können. Fotos: Wittekopf